Viele Büros in Deutschland sind sanierungsbedürftig. Besonders stiefmütterlich wird das Thema Ergonomie behandelt. Die Arbeitsplätze endlich gesünder zu machen, ist die Mission von Michael Otten, Ergonomieberater aus Mönchengladbach. Er stellt häufig fest, dass vielen nicht mehr bekannt ist, als dass der Bürostuhl verstellbar sein sollte. „Selbst diejenigen, die einen höhenverstellbaren Schreibtisch haben, nutzen diese Technik häufig nicht“, sagt Otten. Dabei sollten Schreibtisch, Stuhl und Bildschirm als Einheit betrachtet und individuell auf den Körper des Nutzers eingestellt werden. Auch die Beleuchtung sei meist zu fokussiert, so dass sich das Auge ständig an Hell-Dunkel-Grenzen anpassen muss.
Auch die Bedeutung der Akustik wird laut Michael Otten unterschätzt – und: Gerüche! „Erst seit kurzem weiß man, dass schlechte Luft eine Reihe von Beschwerden von Magenproblemen bis Asthma verursachen können.“ In Zukunft – da ist sich der Experte sicher – werden Steh-Sitz-Arbeitsplätze ebenso üblich sein wie Licht, das gleichmäßig strahlt und sich in seiner Helligkeit dem Biorhythmus anpasst. Darüber hinaus werde sich „Air by Design“ durchsetzen, also die Optimierung der Luft – etwa durch das Anreichern mit Sauerstoff oder stimulierenden Gerüchen.
Was der Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel über die Attraktivität von Arbeitsräumen herausfand
„Erheblicher Sanierungsbedarf“: Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Verband Büro-,Sitz- und Objektmöbel (bso), bei der mehr als 600 Produktions- und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland hinsichtlich der Attraktivität ihrer Arbeitsräume untersucht wurden
Die Mehrheit der im Rahmen der bso-Studie befragten Mitarbeiter beschreibt zwar ihre eigenen Büros als „attraktiv“, „ergonomisch“ und „funktional“. Auf den zweiten Blick sieht die Lage in vielen Unternehmen aber anders aus. So glauben 34,1 Prozent aller Unternehmen, die Open Spaces und Großräume nutzen, dass sich die große Anzahl von Arbeitsplätzen in einem Raum negativ auf die Leistungen der Mitarbeiter auswirkt. 39 Prozent bestätigen zudem, dass die Zufriedenheit der Beschäftigten in solchen Räumen leidet. Allerdings sagt diese Einschätzung nur etwas über die Qualität der realisierten Open Spaces aus – nicht über die grundsätzliche Eignung dieser Raumform für die Büroarbeit.
Denn den negativen Beispielen stehen gelungene Umsetzungen gegenüber. 27,3 Prozent aller Betreiber von Open Spaces und Großraumbüros erleben die offenen Räume als produktivitätssteigernd, 28,8 sehen die darin arbeitenden Beschäftigten überdurchschnittlich motiviert und zufrieden.
Insgesamt bleiben derzeit noch 37,6 Prozent aller Büroarbeiter aufgrund ungeeigneter Umfeldbedingungen hinter ihrem Leistungspotenzial zurück. Der Sanierungsbedarf in deutschen Büros Viele Probleme sind hausgemacht. Das bestätigt ein Blick auf die Ausstattung der einzelnen Büro-Arbeitsplätze. Dieser offenbart deutliche Unterschiede zwischen den Arbeitsplätzen in Unternehmen,
die großen Wert auf Gesundheitsprävention legen, und solchen, die sich insgesamt weniger um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern. Hier gilt die Faustformel: Wer beispielsweise Gesundheitstage organisiert oder sportliche Aktivitäten seiner Mitarbeiter unterstützt, sorgt auch für einen attraktiven und ergonomischen Arbeitsplatz – und umgekehrt. Festzumachen ist dies vor allem an der Auswahl der Bürostühle und Schreibtische. Nachholbedarf gibt es in beiden Feldern. So kann derzeit nur in knapp 20 Prozent aller Betriebe die gesamte Belegschaft auf Stühlen Platz nehmen, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.
Noch schlechter sieht es um die Sitz-Steh-Dynamik aus. Nur in neun Prozent aller Unternehmen gibt es an jedem Arbeitsplatz die Möglichkeit, im Stehen zu arbeiten. In 27,7 Prozent der befragten Betriebe hat kein einziger Mitarbeiter die Möglichkeit, zeitweise stehend zu arbeiten. Wirklich schlecht sieht die Lage für die Beschäftigten aber nicht aus. Viele der Befragten gaben während des Interviews spontan an, ihre Einrichtungen sukzessive verbessern zu wollen. Impulse dazu liefern auch die Trends der Büroarbeit. Branchenübergreifend erwarten 55,1 Prozent der Befragten, dass ihre Mitarbeiter künftig eigenverantwortlicher arbeiten werden und 57,9 Prozent sind sich sicher, dass Kreativität für die tägliche Arbeit eine größere Rolle spielen wird. In Konsequenz halten 41,8 Prozent aller befragten Unternehmen Veränderungen des Aussehens und der Ausstattung ihrer Büroräume für sinnvoll. Insbesondere Unternehmen mit mehr als 200 Büroarbeitsplätzen haben schon mit der Anpassung an die neuen Anforderungen begonnen. 29,4 Prozent aller Unternehmen haben die geplante Umstellung noch vor sich oder erwägen bereits zusätzliche Maßnahmen.
Die kompletten Ergebnisse zum Download unter www.buero-forum.de