Manche Etikette sind zeitlos gültig, andere überholt. Wussten Sie zum Beispiel, dass bei der Begrüßung mehrerer Personen das Gebot „Ladies first“ aufgehoben wurde, wenn die Situation auf Business-Parkett stattfindet, die Regel im Privatleben aber weiterhin gilt? Und dass man Gesprächspartner, die mehrere akademische Grade haben, nur mit dem höchsten anspricht („Herr Professor Meier“, nicht „Herr Professor Doktor Meier“)? Mancher mag solche Benimm-Regeln als altmodisch empfinden. Doch wie der „Trendcheck Manieren“ des Instituts für Demoskopie Allensbach belegt, ist gutes Benehmen alles andere als out: Auf die Frage, welchen Stellenwert Stil in unserer Gesellschaft hat, sprachen sich 61 Prozent der Befragten gegen einen (weiteren) Abbau solcher Regeln aus, die das soziale Miteinander angenehm machen.
Die interessantesten Ergebnisse der Allensbach-Studie auf einen Blick
GRUNDREGELN DES GUTEN MITEINANDERS SIND ZEITLOS
Normen und Regeln kommen und gehen. Diese Regel stimmt nur zum Teil, denn viele Verstöße gegen das gemeinschaftliche Leben sind heute genauso verpönt wie in früheren Zeiten. So halten es die allermeisten Deutschen für extrem unhöflich, wenn sich jemand in einem Geschäft vordrängelt oder seinen Sitzplatz nicht für Senioren frei macht. Manche Verbote sind sogar auf dem Vormarsch: 1997 fanden es nur 39 Prozent der Befragten unangemessen laute Kinder im Restaurant nicht zur Ruhe zu ermahnen, heute spricht sich bereits die Hälfte der Bevölkerung gegen dieses elterliche Laissez-faire aus.
DIE JUNGE GENERATION SCHÄTZT MANIEREN
Interessanterweise sind keineswegs grauhaarige Herren der alten Schule die heftigsten Verfechter der guten Manieren. Vielmehr herrscht ein erstaunlicher, altersübergreifender, Konsens über grundsätzliche Fragen des harmonischen Zusammenlebens. Besonders die, sich gerne betont locker und entspannt gebende, jüngere Altersklasse der unter 30-jährigen legt Wert auf feste Regeln. So verabscheut es die Hälfte der Befragten, wenn ihr Gegenüber bei gemeinsamen Gesprächen ständig an seinem Handy herumspielt oder gar telefoniert. Von wegen die Jugend von heute!
DER GENTLEMAN STEHT HOCH IM KURS
Jeder zweite Deutsche hält das Ideal eines Gentlemans auch heute noch für zeitgemäß. Vor allem die überwältigende Mehrheit junger Frauen begrüßen es, wenn Mann ihr in den Mantel hilft oder schwere Dinge trägt. Wir haben es schon immer geahnt!
UNSERE GESELLSCHAFT IST ZU TOLERANT
Sei es aus Angst vor körperlichen Angriffen, Bequemlichkeit, Egoismus oder Gedankenlosigkeit: Wir zeigen immer weniger Rückrat und Courage bei Grenzübertretungen. Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher bringt es auf den Punkt: „Was sich aber verändert hat, ist die Toleranz gegenüber Verstößen: Wer sich schlecht benimmt, muss kaum mit Empörung oder gar Sanktionen rechnen“. Toleranz ist eben nicht immer positiv!
FAZIT: WANDEL STATT VERFALL
Der oft angesprochene Verfall der Manieren lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Eine gesunde menschliche Gesellschaft braucht feste Regeln und Normen. Diese Wahrheit wird immer modern bleiben, auch wenn sich einzelne Höflichkeitsvorstellungen wandeln werden.
((Quelle: www.gentleman-blog.de))