Wer erwartet schon „stehenden Ovationen“? Mit einem Publikum, das nicht verstohlen auf die Uhr schaut, hat man als Redner schon viel erreicht. Denn mehr als 80 Prozent aller Business-Präsentationen werden als langweilig beurteilt, 14 Prozent als zielführend und nur vier Prozent als begeisternd: Das ergab eine Umfrage unter Führungskräften, die das Hamburger Institut „praesentarium“ durchgeführt hat. Eine alarmierende Bilanz, denn Präsentationen gelten als wichtiges Kommunikationswerkzeug für Unternehmen. Haupt-Stimmungskiller scheinen nach Auswertung der Manager-Erfahrungen Folien zu sein, nach dem Motto: Je mehr davon an die Wand geworfen werden, desto öder wird’s! Jeden Tag werden weltweit über 30 Millionen Beamer-Präsentationen gehalten, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Das beliebteste Programm zur Erstellung von Präsentationen, Microsofts „PowerPoint“, wird von rund einer Milliarde Menschen genutzt. Die Beliebtheit von Folienpräsentationen begründet der amerikanische Designer und Buch-Autor Warren Berger gegenüber dem Wirtschaftsmagazin so: Vortragende vermieden es gern, ihre Zuhörer direkt anzusprechen. Dabei ist der direkte Kontakt zum Publikum der wichtigste Schlüssel zum Erfolg. Das setzt voraus, weitgehend frei zu reden. „Kann jeder“, sagt Kommunikationsprofi Isabel Garcia. Man muss sich nur vom Perfektionismus verabschieden.
Die besten Tipps von Isabel Garcia lesen Sie hier – „Starten Sie mit einem Knaller!“
Isabel Garcia, Deutschlands erfolgreichste Kommunikationsexpertin, weiß ihr Publikum bei Laune zu halten
Wer einmal die Rednerin Isabel Garcia gehört hat, weiß: Ihre Stimme ist der Hammer! Und zwar auch ihre Sing-Stimme. Von der bietet sie ihrem Publikum meist zu allererst eine Kostprobe. Weniger, um sich selbst zu beruhigen („Lange Töne entspannen“), sondern um ihren Vortrag „mit einem Knaller“ anzufangen. Denn wer bei einer Präsentation oder Rede unmittelbar ins Thema einsteige, verliere garantiert schnell die Aufmerksamkeit der Zuhörer, so die Expertin. Ihr fallen unendlich viele Möglichkeiten ein, das Publikum bei Laune zu halten – und scheint das Thema noch so trocken. „Es gibt keinen langweiligen Stoff – nur einen langweiligen Umgang damit. Es geht zum Beispiel um die Vorstellung einer neuen Software? Wie spannend, da hat jemand lange dran getüftelt“, findet Garcia und würde, wäre sie selbst in der Rolle des Computerfreaks, mit dem „Nerd“-Klischee spielen: „Ich freue mich, nach wochenlanger Schreibtisch-Arbeit endlich wieder Tageslicht und Menschen zu sehen… .“ Wenn einem nun aber das lockere, freie Reden nicht so liegt? „Einspruch!“ sagt Garcia: „Jeder kann alles, was man zu einer guten Präsentation braucht: reden, atmen, lachen, Körpersprache.“ Das alles beherrschen wir unbewusst – ob beim Small Talk mit der Nachbarin, der Diskussion über Politik oder dem Fachgespräch mit Kollegen.
Nur bei einem Auftritt vor Publikum scheint plötzlich alles vergessen. Schuld daran ist laut Isabel Garcia allein unser Perfektionismus. „Da fragen wir uns plötzlich, wohin mit den Armen oder was wohl passiert, wenn wir uns versprechen.“ Aus dieser Angst heraus klammern wir uns an überfrachtete Folien. Doch weniger ist mehr, lautet der bewährte Grundsatz der Profi -Rednerin. Und der lässt sich mit Hilfe folgender Tipps umsetzen:
- Nichts gehört in eine Präsentation, was man nicht frei erklären könnte!
- Ein- und Ausstieg des Vortrags sind das A & O. Hier ist Humor erlaubt, auch persönliche Anekdoten, die in den Zusammenhang passen, kommen gut an.
- Wer möglichst frei reden will, sollte nur einen groben Rahmen festlegen, nicht zu viele Unterpunkte. Das gilt auch für die Folien, die das Publikum sieht.
- Die Zuhörer sollen hinterher ein Handout bekommen? Das darf ruhig ausführlicher sein als die Folien. Erstellen Sie also erst das ausführlichere Handout und reduzieren Sie dieses in einer zweiten Version auf Schlagwörter und Headlines für die Powerpoint-Präsentation. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, arbeitet mit Split-Screen: Auf der einen Seite steht die Kurzversion fürs Publikum, auf der anderen die ausführlichere nur für die Rednerin.
- Besser ist es allerdings, mit technischem Schnickschnack nicht zu übertreiben. Je aufwändiger die Präsentation gestaltet ist, desto mehr konkurriert sie mit dem Redner, weil sich das Publikum nur auf die Folien konzentriert – und dabei leicht innerlich abschaltet.
- Üben Sie zu Hause zunächst ohne Powerpoint. Extra-Tipp: Den Vortrag einmal vor (älteren) Kindern halten. Das zwingt zur Vereinfachung und man bekommt garantiert ein ehrliches Feedback! Präsentieren ist „learning by doing“: Keiner kann’s auf Anhieb. Macht nichts, denn jeder Fehler wird verziehen, solange man souverän und locker mit ihm umgeht. Wer zu seiner Aufregung steht, trifft selten auf Unverständnis.
- Die beste Therapie gegen Lampenfieber ist: Atmen! In der Aufregung wird mehr ein- als ausgeatmet, was zum Hyperventilieren führt. Also direkt vor dem Auftritt ganz bewusst tief durchatmen. Oder– im Auto auf dem Hinweg – laut singen.
ISABEL GARCIA ist Rednerin, Sängerin und Autorin und gilt derzeit als die bekannteste und erfolgreichste Kommunikationsexpertin Deutschlands. www.isabelgarcia.de