Mit dem Begriff Zeichensetzung wird in der Sprachwissenschaft die Gesamtheit der Regeln für alle Zeichen erfasst. Dabei geht es vom Satzschlusszeichen über das Komma bis hin zu speziellen Zeichen – wie dem Apostroph. In dieser Reihe werden Zeichen thematisiert, die im Korrespondenzalltag Probleme bereiten. An der ersten Stelle steht das Komma. Manchmal führt das zu echten Streitpunkten im Unternehmen nach dem Motto: „Hier stand noch nie ein Komma!“. Darüber hinaus haben die Veröffentlichungen zur neuen Rechtschreibung für Verwirrungen gesorgt. Weit verbreitet ist die Annahme, dass man Kommas (auch Kommata) setzen kann, wie man wolle. Dabei hat die Rechtschreibreform die Kommasetzung nur an wenigen Stellen verändert, und zwar so, dass man mitunter ein Komma setzen kann, aber nicht muss.
Bitte beachten: Nach der neuen Rechtschreibung gibt es keine Pflicht, ein Komma wegzulassen. Wenn Sie die Kommas weiterhin an bestimmten Stellen setzen, ist das in Ordnung. Sie gliedern den Satz. Für den Leser wird der Satz besser verständlich.
Das Komma zwischen Haupt- und Nebensatz
Begriffsklärung
In einem Hauptsatz (HS) steht das gebeugte Verb an der zweiten Satzgliedposition: „Die Assistentin trinkt eine Tasse Kaffee.“ (Hauptsatz).
Der HS kann isoliert stehen. Ein Nebensatz ist für das Verständnis nicht zwingend notwendig.
In einem Nebensatz (NS) steht das gebeugte Verb in der Regel an der letzten Stelle des Satzes.
„…, wenn sie nach Hause kommt.“ (Nebensatz).
Der NS ist ohne HS nicht vollständig und kann nicht isoliert stehen. Der vollständige Satz lautet:
Die Assistentin trinkt eine Tasse Kaffee, wenn sie nach Hause kommt. (HS + NS)
Regel: Zwischen HS und NS steht immer ein Komma.
Stolperstelle: Mitunter wird der NS in den HS eingeschoben. Dann sind zwei Kommas notwendig.
„Die Assistentin trinkt, wenn Sie nach Hause kommt, eine Tasse Kaffee.“
Wenn man diese Verschränkung von HS und NS weiter fortsetzt, entstehen die berüchtigten Schachtelsätze. Dann ist das Verstehen gefährdet. Die Kommasetzung wird komplizierter, weil Sie den Überblick bewahren müssen.
Empfehlung: Verzichten Sie bitte auf Schachtelsätze.
Stolperstelle: Wo setzen Sie in den folgenden Sätzen ein Komma?
(1) Er hilft ihm bei der Firmengründung so dass er keine Probleme hat.
(2) Ich hoffe dass das Material angekommen ist und wünsche viel Erfolg.
Beim Beispiel (1) geht es um eine Bedeutungsverschiebung.
(1) Er hilft ihm bei der Firmengründung, so dass er keine Probleme hat.
(1) Er hilft ihm bei der Firmengründung so, dass er keine Probleme hat.
Beim Beispiel (2) müssen Sie trotz „und“ ein Komma setzen.
(2) Ich hoffe, dass das Material angekommen ist, und wünsche viel Erfolg.
Der NS endet nach „ist“. Danach geht der Hauptsatz weiter. Das Komma ist notwendig zur Abgrenzung von HS und NS. Eine Regel, dass vor „und“ niemals ein Komma steht, gibt es so nicht.
Das Komma zwischen Hauptsätzen
Regel: Wenn zwei oder mehrere Hauptsätze aufgezählt werden, dann steht zwischen den vollständigen Sätzen ein Komma.
„Er prüft die Reklamation, sie entwickelt eine Antwortstrategie.“
Anmerkung: In diesem Beispiel kann man auch anstatt des Kommas ein Semikolon setzen. Dieses Zeichen zeigt an, dass ein Punkt eine zu starke Trennungder zwei Sachverhalte darstellt. Ein Komma ist zu schwach. Also setzt man ein Semikolon, wobei dieses Zeichen in den letzten Jahren außer Mode gekommen ist.
Stolperstelle: Voraussetzung für eine Kommasetzung zwischen Hauptsätzen ist, dass beide Sätze grammatisch vollständig sind.
„Er unterschreibt das Dokument und erteilt damit eine Freigabe.“
Im zweiten Satz fehlt das grammatische Subjekt „er“. Wenn es stehen würde, wäre eine Kommasetzung notwendig.
Stolperstelle: Was passiert, wenn beide Hauptsätze mit „und“ bzw. „oder“ verbunden sind?
In der alten Orthografie musste man auch in diesen Fällen ein Komma setzen. Nach der neuen Rechtschreibung kann an dieser Stelle das Komma wegfallen. Das kommt wahrscheinlich vielen Schreibenden entgegen.